Das umayyadische »Wüstenschloss« und die Siedlung am abal Says. Band II: Keramik und Kleinfunde.

Beschreibung

Die Ausgrabungen am Gabal Says geben wichtige Hinweise für das Verständnis umayyadischer Siedlungspolitik: Das Qasr ist nicht, wie wiederholt für Bauten dieser architektonischen Gattung behauptet, ein isoliertes »Wüstenschloss«, sondern ein in die Siedlung eingebetteter Repräsentationsbau. Gerade dieser architektonische Kontext ist in Hinblick auf funktionale Deutungsvorschläge ein unverzichtbares Hilfsmittel. Wohnhäuser oder gar Wohnviertel, d.h. Hauslandschaften, waren bislang selten ein beabsichtigtes Forschungsziel, und bis heute steht deshalb nur eine unzureichende Materialmenge für regionale und überregionale Vergleiche zur Verfügung. Aber auch in einer zweiten Hinsicht sind die Grabungsergebnisse von zentraler Bedeutung. Mit der nachgewiesenen Zweiphasigkeit in frühbyzantinischer und frühislamischer Zeit ist ein Siedlungsort untersucht, der sowohl die programmatische Kontinuität als auch die deutliche Akzentverschiebung der neuen muslimischen Machthaber gegenüber ihren Vorgängern aufzeigt. Das archäologische Dilemma einer Differenzierung zwischen spätantiken und frühislamischen Siedlungsresten - und hierbei vor allem Keramiktraditionen - bildet seit geraumer Zeit eine zentrale Fragestellung auf dem Gebiet der islamischen Archäologie. Es war bereits Gegenstand verschiedener internationaler Fachtagungen und hält unverminderte Aktualität auch in der gegenwärtigen Forschung. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es deshalb auch, strukturelle ähnliche Fundplätze zu benennen und die Besiedlung am Gabal Says nicht nur in seinem lokalen, sondern auch in einen regionalen Kontext zu setzen. Mehr lesen